Unsere Kirche

Das Altarbild in St. Josef

1980 erhielt der Künstler Walter Habdank den Auftrag die große Altarrückwand zu gestalten. Habdank hatte in Flörsheim schon mehrere Arbeiten gefertigt und er galt in dieser Zeit in Deutschland als bedeutender Künstler für biblische Themen. Viele seiner Bilder sind in den Religionsbüchern beider christlichen Konfessionen abgedruckt.

Das aus Lindenholz geschnitzte Bild besteht aus 5 einzelnen Platten, die auf zwei Ebenen angebracht sind. Es soll zum Nachdenken uns Meditieren anregen und in seiner vollen Aussage erfasst werden.

Die dem Betrachter näher liegende Ebene zeigt Menschen, die um einen Tisch versammelt sind. Sie bilden eine Gemeinschaft, in deren Zentrum auf einem Tisch Brot und Wein stehen. Ein erster Hinweis auf die in der Kirche versammelte Gemeinde, die miteinander Mahl feiert. Es ist eine Gruppe von Menschen, die jeder Zeit angehören könnten. Dem Betrachter soll bewusst werden, dass er selbst zu dieser Gruppe gehört. Brot und Wein bilden den Mittelpunkt der Versammlung, die um den Tisch zusammen kommt.

Wie in einem Gehäuse sitzen die Menschen eng beieinander. Ist es die persönliche Enge? Ist es die Gemeinschaft der Kirche? Gemeint ist auf jeden Fall der Raum der Welt, in dem diese Menschen leben. Sie strecken sich aus über diesen Raum, der bewusst durchbrochen ist. Hände, Füße und Blicke sind in einer Bewegung auf den Christus hin. Die Hände der Menschen sind über Brot und Wein ausgebreitet, schützend und sorgend, damit es für alle reicht: für das Leben der Welt.

Hinter den Erwachsenen hat sich ein Kind versteckt. Es sucht Schutz in dieser Gruppe. Kinder sind angewiesen auf Schutz und Begleitung durch Erwachsene; deren Verantwortung es ist, Kinder zu Christus zu führen. In dieser Hinsicht ein prophetisches Bild!

Wenn wir auf die rechte Tafel schauen, spüren wir wieder, dass der Betrachter mit in das Bild hineingenommen ist. Der segnende Christus schaut nicht nur auf die Seite, auf die, die da um den Tisch sitzen. ER schaut jeden an, der sich auf dieses Bild einlässt. Seine Arme und Beine zeigen deutlich die Spuren des Leidens. Christus ist Mensch geworden, einer von uns, in die Tiefe unseres Leides hinabgestiegen. Sein Gesicht strahlt Hoheit aus.  Leid und der Tod sind besiegt – Christus ist auferstanden. Auferstehung als Wirklichkeit hinter unserer Erfahrung!

Es ist ein charakteristisches Merkmal in der Kunst Walter Habdanks, dass Augen, Hände und Füße besonders intensiv gestaltet sind. Es sind sprechende Hände, die bestätigen und Zeugnis geben: Auferstehung ist eine entscheidende Tatsache für den Menschen. Wäre Christus nicht auferstanden, dann wäre unsere Predigt, unser Glaube, unser Leben ohne Sinn (vgl. 1 Kor 15). Farblich intensiver sind die Wundmale an den Füßen ausgedrückt. Auferstehung ist eine neue Wirklichkeit, die das Alte und Vergangene nicht negiert, aber hinter sich lässt. Die Wundmale sind Bestätigung für den Suchenden und Fragenden: Seht! Ich bin der am Kreuz Hingerichtete. – Ich bin auferstanden und für Euch da.

Die rechte Hand des Christus ist das eigentliche Zentrum, die Mitte des gesamten Werkes, die Segenshand des Auferstandenen. Sein Segen ist Zusage und Einladung!

„Kommt ihr Gesegneten meines Vaters und nehmt das Reich in Besitz, das für euch bereitet ist… (Mt 25,34). Das ist Grund unseres Glaubens und unserer Hoffnung.

Das Gewand, wenn man es so nennen kann, ist mehr ein Totenhemd. Es verwaist auf die Wirklichkeit des Todes, ohne die es keine Auferstehung gibt.

Viele Kinder, die das Altarbild angeschaut haben, haben in Jesus mit  seinem Strahlenkranz das Bild eines „Indianerhäuptlings“ gesehen: Christus ist der Herr, das Haupt, der war, der ist und der kommen wird.

 

Walter Habdank hat im unteren Bereich eine Bibelstelle aus dem Johannesevangelium eingeritzt: Joh 20, 19 – 23. 

19Am Abend dieses ersten Tages der Woche,
als die Jünger aus Furcht vor den Juden
bei verschlossenen Türen beisammen waren,
kam Jesus,
trat in ihre Mitte
und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
20 Nach diesen Worten
zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite.
Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen
21 Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch!
Wie mich der Vater gesandt hat,
so sende ich euch.
22 Nachdem er das gesagt hatte,
hauchte er sie an
und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
23 Denen ihr die Sünden erlasst,
denen sind sie erlassen;
denen ihr sie behaltet,
sind sie behalten

 

Text: Hans-Jürgen Wagner, nach einer Vorlage von Rolf Kaifer

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